Tagebuch

1-10 juli

1.7.2021

Da steht ein Reh vor der Tür

Als wir morgens unsere Augen öffneten, schauten wir wieder in einen Sternenhimmel voll mit Moskitos. In der Nacht hatten sich noch ein paar weitere Moskitos dazugesellt und warteten nur darauf, das wir das Zelt verlassen. Wir können euch sagen, so schnell waren wir noch nie mit unserem Morgen-Aussen-Programm. Los gelaufen und im ersten Tal angekommen, hatten wir unseren ersten tiefen River crossing. Also zogen wir unsere Schuhe aus und machten uns auf den Weg durch den River. Gar nicht so leicht, das Gleichgewicht zu halten, wenn das Wasser gegen die Beine drückt aber mit dem Wanderstöcken kann man dies gut ausgleichen. Auf der anderen Seite angekommen, kam gerade auch „Torres“ an den River und in seiner positiven Denkweise sagte er „looks like fun“. Gleich nach einem schönen weiten Tal, neben dem Kerrick River, begann der schweißtreibende Aufstieg Nr. 1 für diesen Tag. Auch „Torres“, mit dem wir den Anstieg begannen, war nicht erfreut über die steilen Felswände. Heulen bringt nichts und so bissen wir auf die Zähne und waren froh, als wir oben ankamen. Unser Zelt und Schlafsack war wieder nass und so packten wir dieses bei der Frühstückspause wieder aus um die Sachen zu trocknen. Es wird so langsam zum Ritual, alles morgens zu trocknen. Wir stiegen vom Berg, an dem wir unsere Pause verbrachten, als ein Helikopter direkt vor/über uns seine Runden flog. Wir machten uns schon Gedanken, ob irgendwas passiert war und jemand Hilfe benötigte. Unten im Tal angekommen, sahen wir den Grund, warum der Helikopter in der Luft war. Ein kleiner Waldbrand, wahrscheinlich vom Blitzeinschlag des Gewitters am Vortag. Das Feuer war nicht groß und eher ein Schwelbrand. Da sieht man mal, das der Blitz direkt neben einem einschlagen kann und es nicht unbedingt der höchste Punkt auf dem Berg sein muss. Da war der zweite Anstieg für heute und schon wieder steil. Super und dazu wurde es immer heißer und schwül, was nichts gutes bedeutete und kurze Zeit später konnte man die Gewitterwolken schon sehen. Was sollen wir euch berichten, es begann wieder zu regnen und dazu wurden wir von den Moskitos gejagt. Es war einfach nur ekelhaft. Wir liefen voll eingepackt und mit Moskitonetz über dem Kopf einfach weiter, bis zur unserer Tentsite für den Abend. Zum Glück hörte es irgendwann auf zu regnen und wir konnten das Zelt trocken aufbauen. Wegen den Moskitos haben wir wieder den Abend im Zelt verbracht. Ein Highlight dabei, der Hirsch, der ungefähr zwei Meter vor unserem Zelt in unsere Richtung schaute und sich fragte, was hier gerade falsch war. -15,7 Meilen-

2.7.2021

Und plötzlich wieder ein Donnerwetter 

Außer, dass das Zelt wieder nass war, durch den feuchten Boden, war es ein normaler Moskito-Morgen. Ok, der Ausblick über das Tal und die umliegenden Berge war schon win bisschen außergewöhnlich. Nach ein paar Meilen verließen wir schon wieder die Yosemite Wildnis und wechselten in die Hoover Wildnis. Der Übergang sah man sogar an der Landschaft, es wurde wieder kantiger und weniger grün. Selbst die Moskitos nahmen deutlich ab. Nach ein paar Meilen standen wir plötzlich (1 Meile zu früh) vor dem 1000 Meilen Marker. 🙂 Hier trafen wir auch wieder auf „Pepe“, den Franzosen, den wir kurz bei der Shuttlefahrt nach Tehachapi kennengelernt hatten. Am Walker River machten wir Mittagspause und erfrischten uns im Fluss. Beim raus gehen stieß sich Marcel seinen rechten großen Zeh so an einem Stein, das er 2 kleine Platzwunden an diesem bekam. Laufen funktionierte zum Glück trotzdem noch. Kurz vor dem großen Aufstieg füllten wir noch unsere Wasservorräte auf, da es auf dem Berg keine Quellen gab. Der Aufstieg sah mild aus, aber hatte doch mehr Steigung als angenommen. Nach einer Kurve standen wir plötzlich vor einem riesigen Berg, der wie ein Sandhaufen aussah und wir konnten die ewig langen Serpentinen mit vereinzelten Hikern sehen. Beeindruckend…aber es wurde noch beeindruckender als das Gewitter plötzlich in unsere Richtung zog. Da wurde uns heute mal ein bisschen mulmig zumute, als das Donnerwetter zum Greifen nah war. So nah waren wir noch nie einem Gewitter…auf eine Art wunderschön und auf die andere recht gefährlich. Oben angekommen mussten wir noch ein paar Meilen seitlich am Kamm entlang laufen, bis wir endlich einen halbwegs Wind geschützten Zeltplatz zwischen dem Bäumen/Sträuchern fanden. Kaum stand das Zelt, hörte das Unwetter auf und es wurde komplett Windstill. 😀 Hier oben hatten wir wieder eine wunderbare Aussicht auf die Täler auf beiden Seiten des Berges.-17,56 Meilen + 1000 Meilen Marker-

3.7.2021

Sonora Pass und Kennedy Meadows North Resort

Die Nacht blieb zum Glück ruhig und wir konnten supergut schlafen. Heute konnten wir endlich wieder draußen Frühstücken ohne ausgesaugt zu werden. 🙂 4 Meilen ging es auf dem/den Bergrücken an Vulkanfelsen und Steinlandschaften entlang. Zwischendurch gab es kleine Oasen aus Grün, wenn ein See in der Nähe war. Die Aussicht von hier oben war einzigartig, man sah so viele Berge der Umgebung und Meilen weiter davor. Man konnte zurückblicken auf überquerte Berge und man hatte das Gefühl man könnte über den gesamten gelaufen Weg schauen. Dann folgten noch knappe 2 Meilen den Berg hinunter bis zum Sonora Pass. Hier wollten wir auf das Shuttle nach Kennedy warten, das circa 1 Stunden später kommen sollte. Zur Überraschung sahen wir Schilder mit „Trailmagic —>“ , denen wir schnell folgten. Am Wanderparkplatz wurden wir sofort von einem netten Ehepaar und ihrem Hund in Empfang genommen. Hier gab es Obst/Marshmallow Salat mit Gebäck, danach Chili con Carne und Unmengen an Snacks und Sodas. Da hatten wir richtig Glück, da das Ehepaar hier nur für den 3/4.7 ihre Trailmagic macht. Frisch gestärkt ging es zum Shuttle und nach Kennedy Meadows North, wo, wir auch endlich die Bären Kanister wieder abgeben konnten. Juhu, hier bekamen wir sogar das Zweibettzimmer…dachten wir. Als wir unseren Resupply schön auf dem Boden ausgebreitet hatten, wurde uns mitgeteilt, das es eine Überbuchung gegeben hatte und wir ein Zimmer weiter dürfen. Yeahh, ein Fünfbett Zimmer. 🙁 Dafür bekamen wir den vollen Preis zurück, hatten die Übernachtung, Wäsche, Duschen und das Shuttle „for free“. Zwischendurch polterte wieder kurz ein heftiges Gewitter über den Ort, zum Glück waren wir nicht auf dem Trail, wir wären bestimmt wieder nass geworden. Auch schön, endlich ein Ort mit Internet und der Router war defekt. Wir wollten doch die Seite bearbeiten. So verbrachten wir den Nachmittag mit den anderen Hikern draußen und abends trafen wir uns mit „Shorts“ und „Pepper Jack“ zum Essen und einen Drink im Saloon. -6,6 Meilen- 

4.7.2021

Independence Day

Mit dem ersten Shuttle um 9 Uhr fuhren wir wieder zum Sonora Pass und genossen dort noch ein zweites Mal die Trailmagic. Vom Independence Day war nicht viel zu spüren, mindestens hier nicht. Gegen halb 11 Uhr liefen wir dann wieder los, den Berg hinauf in die Carson Iceberg Wildnis. Mit jeder Meile sah die Landschaft mehr nach dem wilden Westen aus. Immer wieder liefen wir zeitweise mit einem älteren Hiker, der viel über die Geschichte und Bäume dieser Region wusste, was auch sehr interessant war. Z.b. die Ponderosa Kiefer, die auch Namensgebend für die Ranch in Bonanza war. Ohne Bären Kanister, Mikrospikes und dicke Schlafklamotten (sind wir alles in Kenndy Meadows los geworden) fühlte sich der Rucksack gleich um Welten leichter an und es lief sich dadurch auch viel besser. Selbst der steile Anstieg am Schluss war ohne Schweiss machbar. Trotz spätem Start und Steigungen kamen wir besser voran als gedacht, Allerdings alle anderen auch. So hatten fast alle den gleichen Zeltplatz im Sinn und wir mussten erstmal eine freie und flache Stelle finden, wo wir unser Haus „to go“ aufstellten. -13.8 Meilen- 

5.7.2021

Wilder Westen

Seit ein paar Tagen stellen wir unseren Wecker auf kurz nach 5 Uhr, um einfach früher los zu kommen und mehr Meilen am Tag zu schaffen. Heute sollten es nach Plan ungefähr 23 Meilen werden, da es danach keine Zeltplätze mehr gab. Also bedeutet das, laufen, laufen und laufen. Die steilen Anstiege fielen uns leichter, waren aber trotzdem schwer, wenn es aus dem nichts senkrecht nach oben ging. Na, dann packen wir den ersten Anstieg für den heutigen Tag mal an. Oben angekommen befanden wir uns auf einer Meadow und wir waren uns sicher, Kuhglocken gehört zu haben aber gesehen haben wir die Tiere nicht. Regina meinte, die Landschaft sieht aus wie in Österreich. Die nächsten Meilen waren ziemlich flach und so konnten wir vor der Mittagspause über den letzten Anstieg huschen, welcher über einen Gebirgsrücken ging. Da hatten wir endlich wieder ein bisschen Netz und wir schauten nach Hotels in South Lake Tahoe. Am Vortag hatten wir schon mal geschaut und für drei Tage lag der Preis ab 620 Dollar. Wir änderten das Datum auf ein Tag früher und der Preis wurde erheblich billiger. Jetzt hieß es noch mehr laufen, laufen, laufen. Als wir den Ebbetts Pass passierten konnten wir eine amerikanische Flagge auf Berg sehen. Wie gewohnt folgte mal wieder ein Anstieg und danach ein super Ausblick über Täler und Berge vor uns, wenn dann noch Cowboy und Indianer durch galoppiert wären, hätte uns das nicht verwundert. 😀 Als wir unserem Camp näher kamen, wurden die Berge zu schroffen Canyons und das Wild West Bild wurde perfekt. Am Camp waren wieder fast die selben Hiker wie am Camp ein Tag zuvor. -23 Meilen-

6.7.2021

Pferde Tag

Wir waren zwar ziemlich die ersten die aufgestanden waren, aber fast die letzten die gingen. Noch ein kurzer smalltalk mit “Trash Can“ und los ging es. Gleich auf den ersten Meilen trafen wir auf Waldarbeiter die den Weg ohne Motorkraft frei machten. Kurz darauf standen zwei Ranger auf Pferden vor uns, jetzt fehlten wirklich nur noch die Indianer. Nicht lange danach begegnete uns ein sehr alter Herr auf seinem Pferd plus Transportpferd, der sich gerade auf dem Weg zu seiner 3 Tage Auszeit am See befand. Indianer? Nach 7,5 Meilen wurde es Zeit für ein zweites Frühstück und Wasser auftanken. Eine Meile später stand eine Kühlbox voll Trailmagic am Wegrand. Göttlich… Unsere Mittagspause hatten wir am Outlet vom Lake Tamarack, hier konnte Marcel auch wieder ein „Bad“ nehmen. Nicht lange nach der Mittagspause bot sich noch eine Trailmagic am Highway an. Unsere Kalorienhaushalt sagt DANKE. 🙂 Hier trafen wir auf einen Hiker, der hier schon nach South Lake Tahoe wollte, da seine Füße komplett durch waren. Wir mussten uns fast losreißen, da wir uns noch ordentlich Meilen vorgenommen hatten. Noch zwei weitere Paare auf Pferden begegneten uns auf den nächsten Meilen. Für den Tagesabschluß stand noch der Berg vor dem Carson Pass auf dem Programm. Erstmal ganz runter ins Tal und dann mit Anlauf über den Berg. Ne, ganz so einfach war es nicht, denn der Berg fühlte sich eher an, als würden wir über ein Pass laufen. Spät abends kamen wir total erschöpft am Frog Lake an und holten Wasser für unseren Zeltplatz. An diesem wunderschönen See war zelten leider verboten, also mussten wir weiter nach unseren Nachtplatz suchen. -23,4 Meilen-

7-9.7.2021

Zielgerade Urlaub South Lake Tahoe

Bis zu unserem Urlaubsziel South Lake Tahoe trennen uns nur noch circa 15 Meilen. Also wirklich alles schnell zusammen packen und wir waren schon um 6.30 Uhr unterwegs. Schnell runter zum Carson Pass wieder rauf auf den nächsten Berg. Hier gab es auf jeden Fall mehr Blumen und Pflanzen als zuvor. Die Nähe zu Tahoe machte sich auch an den vielen Day und Tahoe Rim Trail Hiker bemerkbar. Von unserer Höhe auf dem Berg konnten wir den See schon lange im voraus sehen. Es stand also nur noch der Abstieg bevor 1400 Feets, das ging ganz schön in die Knie. Der Weg und die Erwartung an eine Dusche ließen die Meilen fliegen und so hatten wir den Highway 50 schon gegen 14 Uhr erreicht. Erst dachten wir, hier hält im Leben keiner an und nimmt 2 Hiker mit. Doch nach 15 Minuten kam ein Pickup zurückgefahren und wendete bei uns. Ein kurzes winken mit dem Arm, das bedeutete, er nimmt uns mit. Waren wir froh, so schnell eine Fahrt in die Stadt bekommen zu haben. Der Fahrer erzählte uns, dass er den Appalachian Trail vor Jahren gelaufen war und auch froh war, das ihn als jemand mit in die Stadt genommen hatte. Am Hotel angekommen, konnten wir auch gleich das Zimmer beziehen und gingen erstmal was Essen, bevor Dusche, Wäsche waschen und Tagebuch bearbeiten auf dem Plan standen. Ganz wichtig, auch mal die Füße hoch legen. Im Burger Restaurant haben wir noch auf die 1000 Meilen mit einem guten Whiskey angestoßen und der Restaurantleiter hat uns das Essen spendiert, weil wir so fleißig waren (local Hero Rabatt). -15,2 Meilen-

Wir waren beide so kaputt, das wir richtig lange und tief schlafen konnten. Heute hatten wir wieder uns Resupply und Einkaufstag, denn neue Schuhe müssen her. Nach der Sierra Nevada und den Steinen waren die Schuhe durch. Marcel wird nun die Merrel Moab 2 und Regina die La Sportiva ausprobieren, mal sehen, wie die sich machen. Die Topos waren nicht schlecht, aber noch nicht ganz das richtige für uns. Wir sind auf der Suche nach neuen Hosen für Marcel, die alten sind mittlerweile zu groß, nicht fündig geworden und so gingen wir weiter und erledigten den grossen Essens Einkauf. Alle Hände voll mit Tüten sind wir ins Hotel und haben die Vorräte sortiert und verpackt. Ganz schön viel zu organisieren, an einem Zero Day. Abends hieß es auch wieder Tagebuch bearbeiten und extrem chillen.

So gut haben wir seit langem nicht mehr geschlafen. An unserem zweiten Zero Day haben wir uns fast nichts vorgenommen. Marcel ging noch mal zum Outfitter, denn er benötigt neue Spitzen für seine Wanderstöcke und Regina telefonierte mit ehemaligen Arbeitskollegen und Familie. Zu Mittag gingen wir zum See, in der Hoffnung ein Platz zu finden und tatsächlich, nicht weit von unserem Hotel war ein richtiger Sandstrand für die Öffentlichkeit. Natürlich erstmal ins kühle nass aber das gestaltete sich anders als gedacht, denn der See ist ein Stausee und man läuft gefühlt 100 Meter, bis überhaupt das Wasser über die Knie geht. Aus dem schwimmen gehen, wurde eher abkühlen im sitzen. Am Abend holten wir uns noch einen Burrito und genossen diesen mit Rotwein auf der Terrasse des Hotels.

10.7.2021

Bye bye South Lake Tahoe, Welcome Northern California

Der letzte Morgen in South Lake Tahoe, die Zeit vergeht viel zu schnell. Gegen halb elf sind wir voll beladen zur Bushaltestelle, um ans andere Ende von South Lake Tahoe zur Post zu fahren. Dort angekommen winkte uns eine ältere Dame ans Auto und fragte welchen Trail wir laufen. Als wir ihr erzählten, das wir den PCT laufen, drückte sie uns 20 Dollar in die Hand und meinte, das wir das Geld mehr bräuchten als sie. Völlig perplex gingen wir danach zur Post und richteten das Paket voll mit Essen, das Porto dafür haben wir von der netten Dame erhalten 😉 Danach zurück zur Hauptstraße und während wir noch an der Ampel überlegten, wo wir uns zum Trampen am besten aufstellen, hielt ein Auto neben uns und die Fahrerin fragte, ob mir eine Fahrt bräuchten. Sie wollte nicht mal wissen, wohin es geht und als wir ihr sagten, wo wir hin wollten, war ihr das auch recht. Wahnsinn, eine Fahrt bekommen bevor man überhaupt getrampt hatte. 🙂 Zurück auf dem Trail gingen wir noch kurz am Echo Lake in den Store, um einen Mittags Snack zu kaufen. Die Hitzewelle scheint es langsam auch in die Berge zu schaffen, den heute war es deutlich heißer, als wir vom Trail runter sind. 2 Meilen ging es am Echo Lake und seinen kleinen Ferienhäuschen entlang und dann ging es wieder aufwärts. Irgendwie war heute nicht viel Energie drin, da wir nicht wirklich vorwärts kamen. Daher beschlossen wir am Aloha Lake einen Platz zu suchen, eine Runde zu schwimmen und unser Zelt aufzuschlagen. -6,6 Meilen-

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